Neue Studien zu ökonomischen Potentialen von OGD in Österreich
Die wirtschaftliche und politische Dimension von Open Government Data in Österreich
Eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien in Kooperation mit der Stadt Wien und dem Bundeskanzleramt
Erstellt von Barbara Huber, Alexander Kurnikowski, Stephanie Müller, Stefan PozarExecutive Summary
Open Government Data umfasst ein sehr junges Thema und scheint ein Garant für Transparenz und Motor der Wirtschaft zu sein. In erster Linie sahen die ProjektpartnerInnen die Notwendigkeit, bestehende Informationslücken bezüglich der Quantifizierung des wirtschaftlichen Nutzens von OGD zu schließen sowie proaktive Geschäftsmodelle, die auf öffentlichen Daten basieren, vom Projektteam aufgezeigt zu bekommen. Hierbei wurde der Schwerpunkt auf die Integration und Veredelung von Daten gelegt.Das erste Ziel bezog sich hierbei auf die Identifikation und Präsentation bestehender und möglicher Use Cases und potentieller Business Cases für das Anwendungsfeld Datenintegration und -veredelung basierend auf OGD. Die Erhebung des Nutzens von OGD für die österreichische Wirtschaft anhand von ExpertInneninterviews stellte das zweite Ziel dar. Die dritte Zielsetzung bestand in der Auswertung bestehender Studien und Reports zu den Economic Benefits von OGD und einer Umlegung dieser Zahlen auf Österreich. Das vierte Ziel beinhaltete eine Abhandlung der politischen Dimension von OGD.
Die Vorgehensweise erstreckte sich von einer umfangreichen Literaturrecherche und der Auswertung bestehender Studien über die Analyse bestehender und potentieller Anwendungsfälle und Geschäftsmodelle bis hin zu empirischen ExpertInnenbefragungen. Bislang gibt es, neben diversen bestehenden Use Cases in Österreich, nur wenige Geschäftsmodelle, die auf OGD basieren. Von den befragten ExpertInnen wurde das derzeitige Potenzial von OGD vielmehr
in der Schaffung eines gesellschaftlichen Mehrwerts als in der Generierung eines konkreten wirtschaftlichen Nutzens gesehen. Zufriedenstellende empirische Studien zur Bezifferung des Economic Impact von OGD fehlen noch. Ausgehend von den Analyseergebnissen können die folgenden Handlungsempfehlungen abgeleitet werden:Die Ausschreibung von Ideenwettbewerben wird als sinnvoll angesehen, um gezielt die Generierung von Geschäftsideen voranzutreiben. Weiters sollten die von den ExpertInnen gewünschten Datensätze (z.B. Echtzeitverkehrsdaten) bereitgestellt werden. Darüber hinaus sind gezielte Werbemaßnahmen zur Steigerung der Bekanntheit von OGD notwendig, sowie die transparente Festlegung von Kriterien, nach denen neue Datensätze in die OGD-Datenkataloge aufgenommen werden. Durch die Erstellung empirischer Studien zum wirtschaftlichen Nutzen von OGD wird es schlussendlich gelingen, diesen zu quantifizieren.
Download der Studie (Lizenz: CC by 3.0 AT)
Open Government Data – Offene Daten für Österreich
Mit Community-Strategien von heute zum Potential von morgenErstellt von Sabrina Fuchs, Christopher Jünger, Georg Kasper, Claudia Linhart, Teresa Walch
Executive Summary
Ausgangssituation
Open Government Data (OGD) startete in Österreich im Jahr 2011 mit dem Datenportal der Stadt Wien und befindet sich somit in einer relativ jungen Entwicklungsphase. Derzeit stehen den EntwicklerInnen auf den OGD-Plattformeneine begrenzte Anzahl an Datensätzen zur Verfügung. Die Nutzung der Daten erfolgt derzeit beinahe ausschließlich von „HobbyentwicklerInnen“, die daraus kaum finanziellen Nutzen ziehen.Problemstellung & Zielsetzung
Der volkswirtschaftliche Nutzen von OGD ist weitgehend unbekannt und diverse Angaben zum Potential beruhen hauptsächlich auf Schätzungen, die in einer EU-Studie ermittelt wurden. Um das Projekt OGD jedoch gegenüber den verschiedenen Stakeholdern optimal vertreten zu können, ist es notwendig, für den Standort Wien bzw. Österreich den tatsächlichen Nutzen, sowie das Potential zu quantifizieren und in Zahlen zu fassen. Dies wird durch die Generierung eines volkswirtschaftlichen Modells und durch Umlegung bestehender Studien auf den Standort Österreich erreicht.Die derzeitige Community, die sich in Österreich mit den offengelegten Datensätzen beschäftigt, setzt sich hauptsächlich aus SoftwareentwicklerInnen zusammen und das Wachstum stagniert. Durch die Analyse bestehender Modelle zum Aufbau einer innovativen, selbständigen Community sollen konkrete Maßnahmen zur Weiterentwicklung der bestehenden Community abgeleitet werden.
Volkswirtschaftlicher Nutzen
Das volkswirtschaftliche Potential von OGD wird in einer von der EU in Auftrag gegebenen Studie mit jährlich 40 Mrd. Euro beziffert. Durch Umlage dieses Wertes anhand von BIP und Bevölkerungszahl ergibt sich für Österreich ein errechnetes Potential von jährlich ca. 0,5–1,1 Mrd. Euro. Es ist jedoch zu beachten, dass diese Schätzung sehr vage ist, da auch die Annahmen der ursprünglichen Studie auf Schätzungen und Durchschnittswerten basieren. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass der volkswirtschaftliche Nutzen von OGD sehr hoch ist.Um konkrete Werte zu erlangen, wurde ein eigener Rechenansatz entwickelt. Als Basis dafür dienen die Kosten, die für OGD aufgewendet werden, welche mit einem Kosten-, Nutzen- und Elastizitätsfaktor multipliziert werden. Für die Stadt Wien ergibt sich dadurch ein bisheriger volkswirtschaftlicher Nutzen von ca. 2,8 Mio. Euro. Durch Umlage dieses Wertes anhand von BIP bzw. Bruttoregionalprodukt und Bevölkerungszahl ergibt sich für ganz Österreich ein volkswirtschaftlicher Nutzen von ca. 12,2 Mio. Euro. Aufgrund der frühen Phase von OGD in Österreich ist es jedoch sehr schwer konkrete Annahmen zu treffen. Vor allem durch Anstrengungen das Thema OGD in Österreich weiterzuentwickeln, können ganz neue Geschäftsfelder erschlossen werden. Dadurch wird sich der Nutzenfaktor erhöhen und der tatsächliche Nutzen nähert sich dem des oben angeführten Potentials an.
Community
Um einen nachhaltigen volkswirtschaftlichen Nutzen durch OGD zu generieren, ist eine funktionierende Community, welche einen nachhaltigen Mehrwert aus den bereitgestellten Daten schafft, essentiell. Um der Stagnation des Wachstums entgegenzuwirken, müssen konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um das Projekt OGD voranzutreiben. Durch zahlreiche Interviews und umfassende Recherche wurden diverse Barrieren identifiziert, die das Wachstum der Community ein schränken oder sogar blockieren, wie z.B. Unwissen bezüglich OGD im Allgemeinen, das Fehlen von neuen attraktiven Datensätzen, die mangelnde Einbeziehung unterschiedlicher Interessensgruppen. Um diesen Faktoren entgegen zu wirken, wurden hauptsächlich aus Best Practice Beispielen und durch Recherche von Literatur zum Aufbau von Communitys konkrete Maßnahmen abgeleitet. Analysiert wurden vor allem Theorien über Onlinegemeinschaften mit gemeinsamen Interessen oder gemeinsamem Arbeitsumfeld und innovativen Gemeinschaften, die zusammenfinden, um neue Lösungen zu entwickeln.Da sowohl Vernetzung, als auch Kommunikation der OGD-Interessierten hauptsächlich online erfolgt und es für das Wachstum der Community essentiell ist, verschiedenste AkteurInnen zusammenzuführen, wird der Aufbau einer zentralen Online-Plattform empfohlen. Kriterien für eine erfolgreiche Plattform sind vor allem Benutzerfreundlichkeit, Zugänglichkeit, Interaktion, Lern- und Lehreffekte, Unterhaltungsfaktor, sowie Anerkennung und Reputation.
Durch die Einrichtung einer solchen Plattform können einerseits Wachstum der Community und andererseits weitere positive Effekte, wie beispielsweise höhere Innovationsfähigkeit und effizientere Ausgestaltung der Kommunikation erreicht werden.Des Weiteren wird die Organisation von Creative Camps empfohlen, das heißt 1-2 tägige Veranstaltungen, bei denen interdisziplinäre Teams an kreativen Lösungen für spezifische Problemstellungen arbeiten. Als besonders wichtige Teilnehmer wurden hier Journalisten und NGO’s identifiziert, die als „Datenhungrige“ die Entstehung nachhaltiger Applikationenentscheidend vorantreiben können.
Download der Studie (Lizenz: CC by 3.0 AT)
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