OpenData als Chance für Verkehrsunternehmen
Mit Ausnahme von Wetterdaten entstehen derzeit weltweit basierend auf Verkehrsdaten die meisten Open Data Applikationen. Laut der Webseite City-Go-Round gibt es beispielsweise in den Vereinigten Staaten
886 Verkehrsunternehmen, von denen 201 ihre Daten nach den Open Data-Prinzipien anbieten. Basierend auf diesen Daten wurden bisher 158 Open Data Applikationen erstellt. Europäische Beispiel-Apps findet man im Open-Data-Showroom.
Für Benutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln wurden so jedenfalls oft neue, innovative Services geschaffen, die zudem für die Verkehrsunternehmen (abseits vom Aufwand für Datenportale) keine zusätzlichen Entwicklungskosten verursacht haben.
Der kanadische OpenData Evangelist David Eaves führt diesen Erfolg auch auf die zunehmende Standardisierung zurück, die es beispielsweise Entwicklern von Verkehrsapplikationen basierend auf der General Transit Feed Specification (GTFS) ermöglicht, ihre Apps in mehr als 100 Städten mit insgesamt mehreren Millionen potentiellen Benutzern anzubieten.
Insgesamt liegt der Nutzen von standardisierten Datenstrukturen auch für Verkehrsdaten auf der Hand: öffentliche Güter werden effektiver genutzt, Bürger erhalten bessere Services und Unternehmen (nicht nur Google, sondern z.B. auch KMUs spezialisiert auf Transportapplikationen) generieren Umsatz, zahlen Gehälter, Steuern etc.
Auch in Österreich gibt es eine breite Community, welche basierend auf Verkehrsdaten von z.B. ÖBB oder Wiener Linien Applikationen entwicklen möchte. Allein die Facebook-Gruppe “Google Transit Österreich” hat derzeit 651 Mitglieder. Auch beim letzten OGD-Plattformtreffen der Stadt Wien am 30.6. (siehe Livestream) wurde vielfach der Wunsch an den Vertreter der Wiener Linien, Hr. Mag. FH Stefan Kriz, geäußert, z.B. qando-Webservices (für die es eine inoffizielle Dokumentation gibt) im Lesezugriff nutzen zu dürfen oder z.B. Zugriff auf Fahrpläne oder Geokoordinaten von Haltenstellen in maschinenlesbarer Form zu erhalten. Alle diese Fragen konnten am 30.6. leider nicht vollständig beantwortet werden, Hr. Mag. Kriz hat aber zugesagt, diese bis zum nächsten OGD-Plattform-Treffen am 28.7. zu klären.
Die Entwickler-Community hat jedenfalls in der Zwischenzeit schon erste App-Ideen auch für Wien entwickelt: Anita Graser (@underdarkgis auf Twitter, Blog) hat beispielsweise ein Mashup der Open Street Map-Karte von Wien mit den (im Rahmen von ubahnaufzug.at erfassten) Geokoordinaten der U-Bahn-Stationen erstellt. Diese Visualisierung zeigt jene Gebiete, die innerhalb von maximal 1km im Umkreis von U-Bahn-Stationen zu erreichen sind:
Laut Ihrem Blogbeitrag “Infrastructure Coverage based on Open Data” wäre es durchaus denkbar, dieses Mashup z.B. mit Verkehrsdaten der Wiener Linien zu ergänzen. Dadurch wären beispielsweise neuartige Immobiliensuchdienste denkbar, die Wohnungssuchende bei Fragen wie “ich suche eine Wohnung maximal 10 Gehminuten von der U-Bahn entfernt” oder “wie weit komme ich ausgehend von meinem aktuellen Standort mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in 15 Minuten?” unterstützen könnten.
Die österreichischen Verkehrsbetriebe haben bisher jedenfalls zurückhaltend auf die Wünsche der Open Data Community reagiert. Ich bleibe jedenfalls zuversichtlich, dass es hier zu einem Umdenken kommt und die Verkehrsbetriebe erkennen, dass durch die Förderung von Open Data neue, innovative Applikationen und Services entstehen würden, die sie wesentlich bei der Erfüllung ihrer Hauptaufgabe – der Bereitstellung eines leistungsfähigen und attraktiven öffentlichen Personenverkehrs – unterstützen könnten.
Es wundert mich einigermaßen, dass sich einige der weißen Flecken gleich bei U-Bahnstationen befinde n. Wenn man sich die Lage der Station Schönbrunn ansieht bemerkt man schnell, dass da etwas nicht ganz funktioniert haben könnte; ähnlich verhält es bei den weißen Flecken in der Nähe vom Schottentor und vom Volkstheater.
Außerdem bin ich der Überzeugung, dass diese Karte kein gutes Beispiel für eine Open Data-Anwendung ist, sondern ein Indiz dafür, dass noch viele Daten zum Verkehr fehlen. Es ist nicht wahnsinnig sinnvoll, auf der Karte nur die U-Bahn darzustellen und die restlichen Verkehrsmittel außer Acht zu lassen, es sei denn, man ist ein Immobilienmakler. (Dazu fehlen halt noch die Geokoordinaten der Haltestellen der anderen Verkehrsmittel.) Außerdem sagt die Entfernung zur U-Bahnstation nichts darüber aus, wie lange man von A nach B braucht.
Eine viel sinnvollere, wenn auch nicht für Wien verfügbare, Anwendung ist http://www.mapnificent.net/ Mapnificent zeigt an, wie weit man mit den Öffis von einem selbstgewählten Ort aus innerhalb einer gewissen Zeit kommt.
Kommentar von Dan am 29. Juli 2011 um 04:40 Uhr