Wirtschaftliche Aspekte von OpenData am Beispiel von Verkehrsunternehmen

Der kanadische Opendata-Evangelist David Eaves hat in seinem lesenswerten Blogpost “The Economics of Open Data – Mini-Case, Transit Data & Translink” am Beispiel des kanadischen Verkehrsunternehmens Translink gegenübergestellt, welche Wertschöpfung durch von Verkehrsbetrieben erstellte Apps versus Apps basierend auf OpenData generiert werden kann. Er argumentiert dabei, dass Translink nicht davon profitiert, einen Monopol-Zugang zu diesen Daten zu besitzen – im Gegenteil: je weniger Personen Zugang zu diesen Daten haben, desto weniger Innovation findet statt. Ein großes Hindernis bei Translink zur Nutzung als Opendata sind im Moment die Nutzungsbedingungen, welche eine kommerzielle Nutzung der Daten untersagen.

Betrachtet man die Situation in Österreich, scheinen zumindest Lizenzfragen kein Hindernis für die Nutzung von Verkehrsdaten als Open Data zu sein. Die “Corporation Open Government Data Österreich”, dem Bündnis zwischen derzeit Stadt Wien, Stadt Linz und dem Bundeskanzleramt zur Koordination von OGD Aktivitäten, hat in der 1. Sitzung am 13. Juli fixiert, dass die Daten der öffentlichen Verwaltung kostenlos unter einer Creative Commons Namensnennung Lizenz (CC BY 3.0 AT) zur Verfügung gestellt werden.

Auch von Seiten der Verkehrsbetriebe – zumindest was Wiener Linien und den VOR-Verbund betrifft – haben beim letzten OGD Plattform-Treffen der Stadt Wien am 30. Juni 2011 die anwesenden Unternehmensvertreter darüber informiert, dass derzeit eine Abstimmung laufe, wie Open Data nachhaltig in die eigene Strategie implementiert werden kann. Wie hier die nächsten konkreten Schritte aussehen, wird wie ich hoffe am 4. OGD-Plattform-Treffen am 29. September bekannt gegeben werden.

Was mich auch aktuell interessieren würde, wäre, wie beispielsweise die ÖBB oder andere städtische Verkehrsunternehmen sich zum Thema Open Data äußern – hat hier jemand aktuelle Informationen?

Reminder: CreateCamp Wien

Am 8. und 9. Oktober 2011 findet das 2. CreateCamp in Wien statt. Das besondere am CreateCamp ist, dass es keine Tagesordnung, keinen Zeitplan und keine vorgegebenen Themen gibt. Es gibt allein ein Ziel: Kreative Ideen an einem Wochenende umzusetzen oder zumindest zu einem guten Start zu verhelfen.

Schwerpunkte des CreateCamp sind diesmal Projekte zu Open Data und zur Barrierefreiheit im Internet.

Mitmachen kann jeder und jede. Denn gefragt sind WebentwicklerInnen, ProgrammiererInnen, DesignerInnen, TexterInnen,… – wer meint gar keine Fähigkeit zu haben (was es eigentlich nicht gibt), ist zum Beispiel als BetatesterIn gern gesehen. CreateCamps sind daher Orte zum miteinander und voneinander lernen, um sich auszutauschen und spontan weitere Ideen zu entwickeln. Die Teams bilden sich vor Ort und können je nach Bedarf auch rasch wieder wechseln. Das Motto lautet daher auch:  (We) create (a) Camp!

Einen Einblick in die Atmosphäre und die Projektvielfalt eines CreateCamps gibt das Video http://www.youtube.com/watch?v=_yedcF6DErU oder die Website http://www.createcamp.at.

Hashtag: #ccwien (bitte für Twitter, Flickr, Blogposts… verwenden, danke!)

Samstag, 8. Oktober bis Sonntag, 9. Oktober 2011 (Beginn am Samstag um 10.00 Uhr) Raum D / quartier21, Museumsquartier, Wien Museumsplatz 1 1070 Wien

Mehr Informationen und (formlose) Anmeldung:
http://www.barcamp.at/CreateCampWien_a11y_opendata (sollte der Link nicht funktionieren, bitte diesen verwenden)

Open Government Data Weißbuch erschienen

Anläßlich der Zukunftsgespräche beim diesjährigen Europäischen Forum Alpbach präsentierte Martin Kaltenböck das Open Government Data Weißbuch, als erste österreichische Publikation zum Thema “Umgang mit Daten des öffentlichen Sektors”.

Kaltenböck und Koherausgeber Thomas Thurner haben im Weißbuch Probleme, Chancen, Handlungsbedarfe und Empfehlungen entlang der Anforderungen der relevanten Stakeholder (Wirtschaft, Politik, öffentliche Verwaltung und BürgerInnen / Öffentlichkeit sowie Medien und Wissenschaft) zusammengetragen. Dieser Band bietet nun erstmals einen Überblick über den Status der österreichsichen Diskussion zu Open Government Data und wagt auch Ausblicke, sowie Empfehlungen abzugeben.

Das Open Government Data Weißbuch beinhaltet

  • Eine rasche Einführung in Open Government Data
  • Die Österreichische OGD-Anforderungsanalyse
  • Open Government Data Guidelines für Österreich
  • sowie einen ausführlichen Materialienteil

Das Weißbuch wird von der Semantic Web Company in Zusammenarbeit mit der Edition Donau-Universität Krems herausgegeben, kann online bei issuu abgerufen sowie bei amazon.com bezogen werden.

Open Government Data – Weißbuch
Martin Kaltenböck, Thomas Thurner (Hg)
Semantic Web Company
Edition Donau Universität Krems
ISBN: 978-3-902505-23-1

Quelle: OGD Austria, http://gov.opendata.at/site/node/415

On open government

Sir Humphrey and Sir Arnold lectures Bernard on “open government” 🙂

http://www.youtube.com/watch?v=AubK02DCkT0

via @parycek

OpenData als Chance für Verkehrsunternehmen

Mit Ausnahme von Wetterdaten entstehen derzeit weltweit basierend auf Verkehrsdaten die meisten Open Data Applikationen. Laut der Webseite City-Go-Round gibt es beispielsweise in den Vereinigten Staaten
886 Verkehrsunternehmen
, von denen 201 ihre Daten nach den Open Data-Prinzipien anbieten. Basierend auf diesen Daten wurden bisher 158 Open Data Applikationen erstellt. Europäische Beispiel-Apps findet man im Open-Data-Showroom.

Für Benutzer von öffentlichen Verkehrsmitteln wurden so jedenfalls oft neue, innovative Services geschaffen, die zudem für die Verkehrsunternehmen (abseits vom Aufwand für Datenportale) keine zusätzlichen Entwicklungskosten verursacht haben.

Der kanadische OpenData Evangelist David Eaves führt diesen Erfolg auch auf die zunehmende Standardisierung zurück, die es beispielsweise Entwicklern von Verkehrsapplikationen basierend auf der General Transit Feed Specification (GTFS) ermöglicht, ihre Apps in mehr als 100 Städten mit insgesamt mehreren Millionen potentiellen Benutzern anzubieten.

Insgesamt liegt der Nutzen von standardisierten Datenstrukturen auch für Verkehrsdaten auf der Hand: öffentliche Güter werden effektiver genutzt, Bürger erhalten bessere Services und Unternehmen (nicht nur Google, sondern z.B. auch KMUs spezialisiert auf Transportapplikationen) generieren Umsatz, zahlen Gehälter, Steuern etc.

Auch in Österreich gibt es eine breite Community, welche basierend auf Verkehrsdaten von z.B. ÖBB oder Wiener Linien Applikationen entwicklen möchte. Allein die Facebook-Gruppe “Google Transit Österreich” hat derzeit 651 Mitglieder. Auch beim letzten OGD-Plattformtreffen der Stadt Wien am 30.6. (siehe Livestream) wurde vielfach der Wunsch an den Vertreter der Wiener Linien, Hr. Mag. FH Stefan Kriz, geäußert, z.B. qando-Webservices (für die es eine inoffizielle Dokumentation gibt) im Lesezugriff nutzen zu dürfen oder z.B. Zugriff auf Fahrpläne oder Geokoordinaten von Haltenstellen in maschinenlesbarer Form zu erhalten. Alle diese Fragen konnten am 30.6. leider nicht vollständig beantwortet werden, Hr. Mag. Kriz hat aber zugesagt, diese bis zum nächsten OGD-Plattform-Treffen am 28.7. zu klären.

Die Entwickler-Community hat jedenfalls in der Zwischenzeit schon erste App-Ideen auch für Wien entwickelt: Anita Graser (@underdarkgis auf Twitter, Blog) hat beispielsweise ein Mashup der Open Street Map-Karte von Wien mit den (im Rahmen von ubahnaufzug.at erfassten) Geokoordinaten der U-Bahn-Stationen erstellt. Diese Visualisierung zeigt jene Gebiete, die innerhalb von maximal 1km im Umkreis von U-Bahn-Stationen zu erreichen sind:

Laut Ihrem Blogbeitrag “Infrastructure Coverage based on Open Data” wäre es durchaus denkbar, dieses Mashup z.B. mit Verkehrsdaten der Wiener Linien zu ergänzen. Dadurch wären beispielsweise neuartige Immobiliensuchdienste denkbar, die Wohnungssuchende bei Fragen wie “ich suche eine Wohnung maximal 10 Gehminuten von der U-Bahn entfernt” oder “wie weit komme ich ausgehend von meinem aktuellen Standort mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in 15 Minuten?” unterstützen könnten.

Die österreichischen Verkehrsbetriebe haben bisher jedenfalls zurückhaltend auf die Wünsche der Open Data Community reagiert. Ich bleibe jedenfalls zuversichtlich, dass es hier zu einem Umdenken kommt und die Verkehrsbetriebe erkennen, dass durch die Förderung von Open Data neue, innovative Applikationen und Services entstehen würden, die sie wesentlich bei der Erfüllung ihrer Hauptaufgabe – der Bereitstellung eines leistungsfähigen und attraktiven öffentlichen Personenverkehrs – unterstützen könnten.

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