“Offene Daten für ein besseres Österreich”
Blogbeitrag auf WerdeDigital.at von Sonja Fischbauer, Robert Seyfriedsberger und Johann Höchtl
Wissen ist ein ganz besonderer Rohstoff: Wissen vermehrt sich, wenn man es teilt. Im Gegensatz zu materiellen Gütern sind Informationen unbegrenzt verfügbar: Ein Datensatz, der zum Beispiel das heutige Wetter beschreibt, verliert nicht an Wert, wenn ihn mehrere Menschen verwenden. Im Gegenteil, der Datensatz wird sogar wertvoller, wenn man ihn ergänzt und mit anderen Informationen verknüpft.
Durch die Digitalisierung entstehen neue Herausforderungen: Für jeden einzelnen Menschen im persönlichen Alltag genauso wie für die Politik, Industrie, Wirtschaft und Forschung. Aber “Wissen” ist kein neues Thema der Digitalisierung – es war schon immer vorhanden, wurde mündlich verbreitet, in Bildern und Büchern. Neu ist, dass es jetzt so einfach ist wie nie zuvor, Wissen in der ganzen Welt zu verbreiten.
Doch wie schaffen wir möglichst vielen Menschen einen freien Zugang zu diesem unendlichen Rohstoff? Die Lösung: Wissen öffnen!
“Openness” ist der Fachbegriff für das Prinzip, diesen freien Zugang und die freie Verwendung zu ermöglichen. Dabei gibt es offene Software (Open Source), offene Forschung (Open Science), offene Regierung (Open Government) und vieles mehr. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit dem Thema offene Daten, oder: Open Data.
Höchste Eisenbahn für offene Daten
Wir laden die ÖBB ein, ihre Fahrplandaten & Co. für alle BürgerInnen zu öffnen
Wien, 13. 09. 2016 – Die ÖBB setzen mit ihrem mittlerweile zweiten Ideen-Wettbewerb auf Open Innovation. Der gemeinnützige Verein Open Knowledge Österreich begrüßt den Schritt zu mehr Offenheit und lädt die ÖBB dazu ein, den nächsten Schritt für nachhaltige Innovation zu unternehmen: Ihre Daten zu Fahrplänen, Abfahrtszeiten & Co. für alle interessierten BürgerInnen zu öffnen.
Open Innovation – die bewusste Öffnung von Innovationsprozessen, um mehr Potential für die Organisation selbst zu schaffen – ist zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Unternehmen geworden. Die ÖBB haben das Potential erkannt und veranstalten derzeit unter openinnovation.oebb.at einen Ideen-Wettbewerb. (Die Deutsche Bahn hat mit ihrer Ideenschmiede schon im Vorjahr den Innovationsprozess für die Community geöffnet.)
Seit dem Start im Frühjahr 2016 läuft derzeit die zweite Challenge, bei der interessierte BürgerInnen eigene Ideen einbringen können.
Der Verein Open Knowledge Österreich begrüßt die Unternehmung der ÖBB, ihre Prozesse zu öffnen; damit ist ein wichtiger Schritt bereits getan. Der nächste Schritt für die ÖBB muss nun die strategische Öffnung ausgewählter Daten sein.
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Community-Projekt OffeneWahlen.at gestartet
Die Initiatoren vom Projekt OffeneWahlen.at haben ihre Website neu gelauncht. Im futurezone-Interview erklärt Stefan Kasberger, warum offene Daten für eine Demokratie wichtig sind.
Open Data Schnittstelle für transparente Wahlergebnisse schaffen!
Letzte Woche hat der Verfassungsgerichtshof (VfGH) die Bundespräsidentenwahl aufgehoben. Dabei wurden einige Probleme sichtbar, mitunter die vorzeitige Weitergabe der Wahlergebnisse an einzelne Institutionen vor der Schließung aller Wahllokale. Die aktuelle Diskussion möchten wir bei Open Knowledge Österreich nutzen, und auf eine Maßnahme hinweisen, die nicht nur aktuelle Probleme lösen, sondern auch das angeknackste Vertrauen aufbauen kann.
Die Wahlergebnisse sollen direkt nach Wahlschluss online veröffentlicht werden – für alle gleichzeitig, transparent, in einer standardisierten Form und offen zugänglich.
Wenn Wahldaten als Open Data publiziert werden, lassen sich solche Visualisierungen auch für Österreich ganz leicht erstellen.
Wir, Open Knowledge Österreich, engagieren uns als gemeinnütziger Verein seit Jahren für die transparente, offene Weitergabe von Informationen. Dieses Thema ist jetzt brandaktuell: Wir laden das Bundesministerium für Inneres ein, dem Impuls des VfGH zu folgen und Wahlergebnisse von nun an standardisiert nach Open Data Prinzipien zu veröffentlichen. Das bedeutet: Eine digitale Schnittstelle (API) einzurichten, auf der die Wahldaten nach der offiziellen Verkündung, zentral veröffentlicht werden. Dies sichert Transparenz; so können neben Institutionen und Medien auch BürgerInnen und Unternehmen darauf zugreifen. An dieser Schnittstelle sollen sich auch die Ergebnisse vergangener Wahlen abrufen lassen, um historische Vergleiche zu ermöglichen.
Folgende Punkte sind dabei vom Innenministerium als Dateneinsteller zu beachten:
- Daten unter einer offenen Lizenz (Empfehlung: CC- BY 3.0 AT) und nach den etablierten Open Government Data Grundsätzen veröffentlichen.
- Einen Standard für die Daten in einem Prozess mit der Community ausarbeiten, dokumentieren und aktualisieren.
- Daten eingehend auf Richtigkeit und Vollständigkeit prüfen.
- Zugehörige Basis-Daten (z.B. Gemeindekennzahlen, Sprengelgrenzen,…) zur Verfügung stellen.
- Daten über eine API (Schnittstelle) gesichert via https online zugänglich machen, damit die Integrität der Daten sowie die Authentizität des Datenbereitstellers sichergestellt ist, und die Daten programmatisch genutzt werden können.
- Daten für alle gleichzeitig, unmittelbar nach Wahlschluss (17:00 Uhr), und ohne zusätzlich erforderliche Registrierung oder sonstige Barrieren publizieren.
Wir stehen dem Bundesministerium für Inneres für Fragen jederzeit gerne zur Verfügung, und agieren auch als Vermittlerin zur österreichischen Open Data Community.
Der gemeinnützige Verein Open Knowledge Austria ist der österreichische Zweig von Open Knowledge International und hat sich der Förderung des Zugangs zu und der Verbreitung von freiem und offenem Wissen in vielfältigen Ausprägungen verschrieben. Freies Wissen führt zu mündigen und aufgeklärten BürgerInnen, es schafft gesellschaftlichen und ökonomischen Mehrwert und ist in einem demokratischen Staat unerlässlich.
Reposted from http://okfn.at/2016/07/05/open-data-schnittstelle-fuer-transparente-wahlergebnisse-schaffen/
Ein wichtiger Schritt zu mehr Umweltdemokratie
Task Force on Access to Information TFAI – UNECE Aarhus Konvention
Was ist die Aarhus Konvention?
Die Aarhus Konvention ist ein Übereinkommen der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) über den Zugang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und den Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten.
Österreich hat die Aarhus Konvention im Jahr 2005 ratifiziert und ist damit Vertragspartei geworden.
Dieses UNECE Übereinkommen ist der erste völkerrechtliche Vertrag, der jeder Person Rechte im Umweltschutz einräumt.
Folgende drei Säulen der Aarhus Konvention ermöglichen der Zivilgesellschaft die Ausübung und Mitgestaltung eines effektiven Umweltschutzes:
- Zugang zu Umweltinformationen
- Öffentlichkeitsbeteiligung
- Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten
Zugang zu Umweltinformationen (1. Säule)
Der Öffentlichkeit sollen Informationen über die Umwelt jederzeit auf Antrag zur Verfügung gestellt werden. Dieses Recht auf Information über den Zustand unserer Umwelt ist jedem und jeder Einzelnen gewährt, unabhängig vom Nachweis eines besonderen Interesses.
Wesentlich ist die Verpflichtung der Mitgliedsstaaten, proaktiv Informationen zu beschaffen und der Öffentlichkeit bereitzustellen.
Zusammenfassend enthält die Konvention die Verpflichtung der Vertragspartner, schrittweise ein zusammenhängendes, landesweites System von Verzeichnissen oder Registern zur Erfassung der Umweltverschmutzung in Form einer strukturierten, computerunterstützten und öffentlich zugänglichen Datenbank aufzubauen.
Task Force on Access to Information under the Aarhus Convention (zur 1. Säule)
Jede der drei Säulen hat eine Task Force als operatives Arbeitselement eingerichtet. Die Task Force on Access to Information TFAI monitort und begleitet die Umsetzung der Säule 1 bei den Vertragsparteien.
Die vierte Sitzung dieser Task Force fand vom 8. – 10. Dezember 2015 in Genf statt.
- Practical Steps on e-Environment – From e-Government to Open Government – Update 2015
Die Dokumente, Präsentationen und Statements des Meetings sind online verfügbar.
Die Beiträge Österreichs in der TFAI beschreiben im Wesentlichen die Entwicklungen des Themenkomplexes e-Environment auf dem Weg hin zu Open Government im Rahmen der Strategie der Plattform „Digitales Österreich“.
Generell ist anzumerken, dass Österreich in der TFAI vielbeachtete, zukunftsweisende Akzente gesetzt hat.
Die österreichische OGD-Strategie der letzten Jahre hat Vorbildwirkung in der Aarhus Community.
Die Arbeitsgemeinschaft Datenverarbeitung (ADV) hat in den ADV Mitteilungen 1/2016 einen Artikel über die TFAI veröffentlicht.
Links:
- ADV Mitteilungen 1/2016
- Präsentation: Practical Steps on e-Environment – From e-Government to Open Government – Update 2015 (Rudolf Legat et al.)
- Fourth meeting of the Task Force on Access to Information under the Aarhus Convention (Geneva, 8 – 10 December 2015)
- EU und die Aarhus Konvention
- BMLFUW zur Aarhus Konvention
- Umsetzungsbericht Österreichs zur Aarhus Konvention
- Rechtliche Grundlagen der Umweltinformation
- Open Government Data – Let the sunshine in – Das Öffentlichkeitsprinzip der Verwaltung